„Bla, bla, bla…“ – Wie Sie mit wenigen Sätzen Ihre Bewerbungschancen minimieren

Der arme Personaler ist schon zu bemitleiden – jeden Tag landen (gefragt und ungefragt) Bewerbungen auf seinem Schreibtisch und in seinem eMail-Postfach. Das Lesen dieser Bewerbungen gehört zu den Tagesaufgaben dieser Entscheider – und nicht wenigen von ihnen graut es davor, den Umschlag zu öffnen…

 

Denn was sie dann lesen, verschlägt ihnen oft den Atem – meistens jedoch negativ.

 

Fassungslos studiert der Personaler Zeilen um Zeilen, nur um dann von all den Phrasen grün und blau gedroschen die Mappe fassungslos von sich zu werfen.

 

Hier sind sie – die TOP 10 der schlimmsten Phrasen, mit denen sie binnen Sekunden ihre Bewerbungschancen minimieren:

  • TOP 10: „verfüge über ein hohes Maß an…“

…und jetzt kommen haargenau die Stichworte, die in der Stellenanzeige im Anforderungsprofil erwähnt wurden – copy and paste 1.0! P.S.: Ich spiele auch gerne “bullshit bingo”.

 

  • TOP 9: „perfekte Stelle…“

Im übrigen warte ich auch noch auf den Lottogewinn, den Traumprinzen und die reiche Erbtante aus Amerika. Zu Anfang reicht mir aber auch schon die perfekte Arbeitsstelle.

 

  • TOP 8: „bin es gewohnt…“

Tagein, tagaus mache ich das jetzt schon seit Jahren. Meine Motivation hält sich in Grenzen, nicht jedoch meine Routine.

 

  • TOP 7: „fühle mich der Aufgabe gewachsen…“

Ich kann meine Qualifikation leider nicht durch Fakten und Belege untermauern – aber mein Bauchgefühl hat mich bisher selten im Stich gelassen. Reicht doch, oder?

 

  • TOP 6: „meine Stärken sehe ich in…“

Leider hat das außer mir bislang keiner erkannt. Sonst könnte ich ja ehemalige Arbeitgeber anführen, die meine Stärken in Arbeitszeugnissen erwähnen. Oder Referenzpersonen angeben, die meine Aussagen bestätigen. Aber so bleibt mir halt nur mein eigener Leumund.

 

  • TOP 5: „hoffe…“

Wissen Sie eigentlich, wie durchgescheuert meine Jeans ist? Ständig rutsche ich auf den Knien, aber noch immer hat sich kein Personaler dazu heruntergelassen, sich meiner zu erbarmen und mir Hort, Schutz und Nahrung zu geben. Vielleicht wären Sie ja so nett…?

 

  • TOP 4: „würde mich freuen, falls Sie…“

Mein Lieblingslied heißt „Hätte, hätte, Fahrradkette“ und mein Lebensmotto ist „Maybe yes, maybe no – maybe rain, maybe snow“. Verbindlichkeit und Durchsetzungsvermögen sind nicht so meins. Lieber bleibe ich im Hintergrund – aber sie suchen ja auch jemanden fürs Back Office.

 

  • TOP 3: „Leider…“

…steht über meinem ganzen Leben. Ich bin Opfer der Verhältnisse und habe per se keine Chance – immerhin weiß ich warum und kann das auch klar benennen. Dass das Fehlen einer Qualifikation kein unabänderliches Schicksal sein muss, ist mir– Sie ahnen es – leider nicht bewusst.

 

  • TOP 2: „mit großem Interesse…“

…habe ich versucht, einer Sanktion des JobCenters/der Agentur für Arbeit zu entgehen und schreibe daher diese Bewerbung – selbstverständlich so lapidar und unkonkret wie möglich!

 

  • TOP 1: „hiermit bewerbe ich mich…“

Ich hatte tatsächlich vorher noch in Erwägung gezogen, Ihnen meine Bewerbung auf einem Kantholz oder einer Schiefertafel zukommen zu lassen, dann jedoch in einem Anfall von Genialität meinen Erguss auf DIN A4-Papier der Sorte 80g/m² gedruckt. Wobei ich mich jetzt doch frage – womit sonst hätte ich mich bewerben sollen? Egal, jetzt steht’s halt auf dem Papier – und der Bewerbungsratgeber für den Öffentlichen Dienst des Deutschen Reiches hatte diese Formulierung 1927 als revolutionär verkauft.

 

Wohlgemerkt – diese Liste ist mit Augenzwinkern zu lesen und stellt ein „worst of“ dar, das mir im Laufe meiner Tätigkeit von Personalern und Firmenchefs weitergegeben wurde.

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